"Wir sind halt bodenständige Westfalen"

Markus Berhorn kam in der E-Jugend zum DSC. Mit 25 übernahm er erste Aufgaben im Vorstand. Als Banker ist ihm die Rolle des Finanzchefs auf den Leib geschrieben. Im Interview spricht er über die Arbeit, das Vereinsleben und natürlich über Finanzen.

DSC-INSIDE: „Markus, wann hast du gemerkt, dass es zum Profi nicht reicht und du stattdessen die Finanzen übernehmen solltest?“

Markus Berhorn: „Mit 25 bin ich als zweiter Kassierer in den Vorstand gerutscht und habe Reinhold Börnemeier unterstützt. Er hatte seinerzeit die Finanzen allein geführt. Mittlerweile sind wir 4 Personen im Finanzteam. Aus der Nummer komme ich nicht wieder raus (lacht).“

DSC-INSIDE: „Passt ja auch beruflich.“

Berhorn: „Klar, mit meinem Hintergrund als Banker hätte mir die Konsequenz klar sein müssen. Einerseits hilft das natürlich dem Verein, andererseits hat mir der DSC sehr viel gegeben. Auf diesem Weg kann ich etwas zurückgeben. Dass es eine so lange Zeit wird, habe ich trotzdem nicht gedacht. Aber es macht Spaß. Wir haben ein super Vorstands-Team, in dem sich auch die Familien verstehen. Jeder trägt seine Verantwortung. Das ist gut.“

DSC-INSIDE: „Was kommt in einem Amateurverein von unserer Größe an Arbeit zusammen?“

Berhorn: „Wir haben von den Mannschaften und dem Jahresumsatz her eine Größe wie ein mittelständisches Unternehmen, welches wir ehrenamtlich führen. Im Finanz-Team sind Hubert Austerschmidt, der sich um die Löhne und den Zahlungsverkehr kümmert, Andreas Scholz, der schon seit vielen Jahren den Bereich Bilanzierung abdeckt. Karl-Heinz Peitz macht das Rechnungswesen und ich kümmere mich um das Controlling und Ausgangsrechnungen. Gerd Mertens unterstützt uns darüber hinaus sehr verlässlich als Platzkassierer. Andreas Scholz hört jetzt leider auf. Er arbeitet in Düsseldorf bei der DZ Bank AG. Das hat über Jahre super und vertrauensvoll geklappt. Daniel Mehlich wird den Part jetzt übernehmen. Also wieder jemand, mit sehr engem Bezug zum DSC. Er ist Steuerberater und Co-Trainer in der zweiten Mannschaft.“

DSC-INSIDE: „Wie viel hat sich im Verein seit deinem Einstieg verändert?“

Berhorn: „Der Verein war über die Jahre von dauerhaften Investitionen geprägt und ist es bis heute. Unser Stadion am Laumeskamp ist ein Schmuckkästchen, welches wir Instand halten müssen. Dazu der Kunstrasen, das Flutlicht, die Geschäftsstelle, Kabinen, der Fuhrpark. Da kommt einiges zusammen. Die Anzahl der Mannschaften ist gewachsen und alle haben ebenso ihre Bedürfnisse.“

DSC-INSIDE: „Du guckst auf die Zahlen. Die sportliche Leitung auf den sportlichen Erfolg. Der Fußball kostet Geld. Wie arbeitet ihr zusammen?“

Berhorn: „Sportlichen Erfolg möchte ich für den DSC auch. Vollkommen klar. Aber, wir haben die klare Philosophie der wirtschaftlichen Vernunft und das tragen hier alle mit. Ein finanzielles Risiko kommt für uns nicht in Frage. Die Entschuldung des Vereins ist unser Hauptziel. Wir sind da trotz der laufenden Investitionen auf einem guten Weg. Glücklicherweise haben wir hohe Werte im Sachbereich. Das berühmte Festgeldkonto werden wir aber nicht eröffnen können (lacht).“

DSC-INSIDE: „Auch die Bayern haben mal klein angefangen.“

Berhorn: „Schon, aber bleiben wir auf dem Teppich. Mit den vorliegenden Bedingungen wollen wir so erfolgreich wie möglich in allen Bereichen arbeiten. Das ist manchmal ein etwas dünnes Eis, aber so sind die Gegebenheiten hier. Wir sind bodenständige Westfalen. Positiv ist, dass wir sehr viele Sponsoren haben, auf die wir uns verlassen können und die uns auch speziell im Jugendbereich unterstützen. Gerade dort möchten wir uns stabil aufstellen, das geht nur mit der Hilfe von extern. Wir sind als Verein der Wirtschaft, aber auch der Politik, den vielen ehrenamtlichen Helfern, Trainern, Betreuern und Spielern sehr dankbar für ihre Hilfe. Wir wissen, was wir an ihnen haben. Gleichzeitig wissen aber auch die Genannten, was sie am Delbrücker SC haben und welche wichtige Verantwortung wir alle hier täglich für die Stadt und für die Gesellschaft übernehmen. Es ist schön, dass das Zusammenspiel funktioniert.“

DSC-INSIDE: „Ist die Philosophie auch eine Lehre aus der Zeit in der Oberliga Westfalen, die finanziell negativ zu Buche geschlagen ist?“

Berhorn: „Man hört immer wieder, dass Vereine mit zukünftigen Einnahmen spekulieren, um die aktuelle Situation zu gestalten. Das ist eben nicht unser Weg.“

DSC-INSIDE: „Auch der Amateurbereich wird immer teurer. Fragst du dich manchmal, wohin das noch gehen soll?“

Berhorn: „Die Frage stelle ich mir eher mit Blick auf die Bundesligen. Ich glaube, dass sich unsere Ligen mittlerweile normalisieren. In der Oberliga Westfalen gab es sehr hohe Auflagen seitens des DFB in Sachen Infrastruktur, welche die Vereine vorhalten mussten. Wir haben alles erfüllt, was nicht bei jedem Verein so war. Das hat zu hohen Kosten geführt, die versprochenen Gelder blieben seitens des Verbands aus. Da haben wir uns schon alleine gelassen gefühlt. Die Fernsehgelder gehen bedauerlicherweise nur in den Spitzensport. Der Situation müssen wir uns eben stellen. Das soll jetzt auch nicht negativ klingen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Status, den wir haben und mit der Menge an Unterstützern.“

DSC-INSIDE: „Ist diese Finanz-Philosophie Grundlage für die Gespräche mit Sponsoren?“

Berhorn: „Unser Ziel ist, die Last auf mehreren Schultern zu verteilen. Die Unterstützung der Sponsoren hängt nicht nur vom Erfolg der ersten Mannschaft ab. Wir haben über 500 Kinder und Jugendliche im Verein, die es alle wert sind, gefördert zu werden. Das sehen die Sponsoren und sind bereit, uns gerade im Jugendbereich zu unterstützen. Natürlich haben wir dann auch jahrelange treue Sponsoren, wie Heinz Austerschmidt, der als Förderer und Ratgeber immer da war. Es ist für uns im Finanzteam sehr beruhigend, so aufgestellt zu sein.“

DSC-INSIDE: „Themawechsel. Noch einmal Glückwunsch zum Karnevals-Prinzen.“

Berhorn: „Danke. Mit dem Karnevalsverein Eintracht von 1832 bin ich ebenso groß geworden wie mit dem DSC. Angefangen vom Kinderkarneval bis jetzt. Andere Verein kamen mit den Jahren dazu. In Delbrück wird man halt von Kindesbeinen an mit dem DSC und mit dem Karnevalsverein groß. Dass ich irgendwann in beiden im Fokus stehe, war nicht zu erwarten. Aber es ist schön und eine große Ehre. Es macht mir Spaß, weil es immer wie in einer großen Familie ist.“

DSC-INSIDE: „Aber einfach nur Mitglied sein, reicht nicht?“

Berhorn: „Ich möchte etwas zurückgeben, weil ich durch die Vereine selbst viele Werte für das Leben gelernt habe. Daher beinhaltet mein Vokabular auch eher das Wort Ja, als Nein. Ich ziehe mich nicht aus der Verantwortung. Klar ist aber auch, dass meine Familie nicht zurückstehen darf, denn sie kommt immer an erster Stelle. Meine Söhne spielen beim DSC. Das passt also schon wieder, selbst wenn ich nicht die Zeit habe, einen Jugendtrainer zu machen. Dafür helfe ich eben im Vorstand.“

DSC-INSIDE: „Kannst du sportliche Talsohlen besser überstehen, wenn du weißt, dass es dem Verein an sich gut geht?“

Berhorn: „Wir wollen alle den Erfolg. Aber, ja, ich sehe manche Dinge etwas nüchterner. Man stellt vor der Saison ein Team zusammen und setzt auf Leistungsträger, welche die Mannschaft führen sollen. Wenn die sich dann verletzen, so wie jetzt, kann man in schwierige Phasen geraten. Das Team ist jung und muss sich entwickeln. Ich hoffe, dass wir uns nun schnell im Mittelfeld der Westfalenliga stabilisieren können.“

DSC-INSIDE: „Wie wichtig ist die Westfalenliga für den DSC?“

Berhorn: „Es ist klar unser Ziel, in der Liga eine gute Rolle und um den Aufstieg mit zu spielen. Die Westfalenliga hat speziell für den Nachwuchs eine hohe Bedeutung. Die Spieler aus der E-Jugend schauen sich die Heimspiele an. Die Senioren sind Vorbilder für die Zukunft von morgen. Wir haben normalerweise ein Patenprogramm, durch das Spieler aus dem Seniorenbereich Patenschaften für Nachwuchsteams übernehmen. Daniel Austenfeld ist zum Beispiel im Trainerteam unserer E-Jugend. Das ist eine tolle Sache, aufgrund der sportlich schweren Aufgabe der Ersten ruht es aber in Summe. Wir hoffen, dass wir es bald wiederbeleben können. Die erste Mannschaft ist das Aushängeschild, vollkommen klar. Aber der Verein an sich muss eine Familie sein.“

DSC-INSIDE: „Als Banker plant man voraus. Wie siehst du die Zukunft des DSC?“

Berhorn: „Ich bleibe auch hier nüchtern. Unsere Zukunft ist davon abhängig, dass alle nach ihren Möglichkeiten mit anpacken. Egal ob als Sponsor, Jugendtrainer, Aktive, Ehrenamtliche, Platzkassier, Schiedsrichter und und und. Der Verein sind wir alle und nicht nur der Vorstand.“