"Ich habe lieber den Ball am Fuß, als 90 Minuten auf ihn zu warten"

Gianluca Mazza steht dazwischen. Mit seinen 22 Jahren gehört er nicht mehr zu den ganz jungen Spielern im Team, aber auch noch lange nicht zum alten Eisen. Irgendwie logisch, dass er bei uns den Spielmacher gibt und somit zwischen defensive und offensive pendelt. 

DSC-INSIDE: „Gianluca, wie bist du zum Fußball gekommen?“

Gianluca Mazza: „In meiner Familie hat jeder mit Fußball zu tun. Meine Cousins, mein Bruder, alle spielen Fußball. Mein Vater hat mich schon mit drei Jahren zum Fußball gebracht. Es liegt in der Familie. Ich konnte gar nicht anders (lacht).“

DSC-INSIDE: „Was war wichtiger, die Schule oder der Straßenfußball“

Mazza: „Beides ist natürlich wichtig. Aber bei mir war es schon oft so, wie es nicht sein sollte. Nach der Schule kam die Tasche in die Ecke, kurzer Anruf bei den Freunden und dann ging es mit dem Fußball auf die Asche, den Gummiplatz oder den Kunstrasen. Wo gerade Platz für uns war. Wir haben überall gespielt.“

DSC-INSIDE: „Hat dir das in deiner Entwicklung geholfen?“

Mazza: „Ja, das hat mir sehr geholfen. Ich kann jedem empfehlen, einfach zu spielen. Gerade auch gegen Ältere lernt man viele Sachen, die man im normalen Training nicht übt. Tricks, sich körperlich zu behaupten und noch viele Dinge mehr. Ich bin nicht groß, es ging viel über Schnelligkeit und Übersicht.“

DSC-INSIDE: „Du entwickelst dich in dieser Saison mehr und mehr zum Spielmacher. Ist das genau deine Rolle?“

Mazza: „Da sehe ich mich auf jeden Fall. Der Trainer erwartet auch von mir, dass ich das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff bin. Aber nicht nur das, sondern ich soll auch das Bindeglied zwischen den ganz jungen Spielern und den erfahrenen Kräften sein. Ich soll die Spieler, die gerade frisch aus der A-Jugend kommen, mit den Spielern, die schon das gesunde Alter von 30 Jahren haben, verbinden. Auf und neben dem Platz.“

DSC-INSIDE: „Für einen 22-Jährigen ist das eine ziemliche Verantwortung.“

Mazza: „Ich habe diese Rolle sehr gerne, trotz meines ebenso noch jungen Alters. Das ist für mich überhaupt kein Thema. Ich bin nicht der Typ Lautsprecher, muss das aber auch nicht sein. Ich spreche mit den Spielern auf und neben dem Platz. Ich bin mit allen gut in Kontakt. Das klappt schon.“

DSC-INSIDE: „Wie gut kennst du die Probleme der Spieler, die jetzt das erste Jahr im Seniorenfußball sind, noch selbst?“

Mazza: „So weit bin ich davon ja noch nicht weg, daher sehr gut. Man traut sich weniger zu im ersten Jahr, muss sich einfinden und kennt die Abläufe noch nicht. Das war bei mir nach meinem Wechsel zum DSC genauso. Wichtig ist, zu wissen, dass es alles mit der Zeit kommt, wenn man dafür entsprechend arbeitet und trainiert. Ich habe damals auch von Spielern wie Maximilian Meyer profitiert. Jetzt sind die Abläufe drin und ich weiß, worum es geht. Ich gebe im Training und im Spiel 100 Prozent und möchte immer spielen. Ohne geht es nicht.“



DSC-INSIDE: „Als du zum DSC kamst, gab es die Achse Rino Capretti, Marvin Frenz, Patryk Plucinski und Lukas Cramer. Wie wichtig waren diese Spieler für dich?“

Mazza: „Sehr wichtig. Die genannten Spieler sind sehr erfahren und haben mir viel an die Hand gegeben. Rino Capretti ist ein Top-Trainer. Da konnte ich viel mitnehmen. Sein Co Maniyel Nergiz war mein Trainer bei Suryoye Paderborn. Er hat sich damals bei mir gemeldet und mich zum DSC geholt. Er ist menschlich ein sehr guter Typ und hat taktisch unheimlich viel drauf. Das sieht man bei beiden jetzt auch in Verl.“

DSC-INSIDE: „Hattest du immer die richtigen Trainer zur richtigen Zeit?“

Mazza: „Ja, gerade jetzt beim DSC. Wir haben mit Detlev Dammeier und Carsten Johanning ein sehr gutes Gespann an der Seite. Das Training ist gut und wir werden perfekt auf die Spiele vorbereitet. Das hat schon professionelle Züge, was wir alles an Informationen zum Gegner und zu unseren Gegenspielern an die Hand bekommen. Es macht Spaß.“

DSC-INSIDE: „Spielst du selbst lieber kompakt oder machst du gerne das Spiel?“

Mazza: „Ich habe den Ball lieber an den Füßen und viel Raum. Ich möchte den Ball haben und ihn verteilen können. Auch mal Bälle in die Tiefe spielen. Das ist mir lieber, als nur abzuwarten und wenig Bälle zu haben. Ich will Fußball spielen und nicht nur hinterherlaufen.“

DSC-INSIDE: „Studierst du deshalb Wirtschaftsingenieurwesen?“

Mazza: „Es passt, oder? Denken und lenken (lacht).“

DSC-INSIDE: „Jeder Spieler sagt, dass seine Position auf dem Platz am Wichtigsten ist. Warum deine?“

Mazza: „Ohne die zentrale Position geht es einfach nicht. Ich bin das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Es geht darum, das Spiel zu ordnen, die Bälle zu verteilen. Ich bin da sicher auf der Position kein unwichtiger Spieler (lacht).“

DSC-INSIDE: „Aber in der Position reißt doch auch jeder an dir rum, oder? Für die Defensiven spielst du zu weit vorne, für die Offensiven zu weit hinten.“

Mazza: „Das ist so, aber damit komme ich klar. Ich versuche, einen gesunden Mix zu spielen. In erster Linie muss die Verteidigung stehen, auch wenn ich eher der offensive Typ bin. Steht hinten die Null, kann man nicht verlieren.“

DSC-INSIDE: „Aber 90 Minuten können da auch sehr lang werden.“

Mazza: „Ja, klar. Es ist nicht immer einfach, je nach Spielverlauf. Ich trage das aber nicht auf dem Platz aus, sondern spreche, wenn nötig, nach dem Spiel mit meinen Mitspielern darüber. Das gehört in die Kabine. Wenn wir gewonnen haben, ist das eh egal.“

DSC-INSIDE: „Passt die Mischung im Team?“

Mazza: „Wir haben viele junge Spieler im Kader. Es sind immer zwei bis drei aus der letztjährigen A-Jugend in der Startelf. Sie bringen aber auch ihre Leistung und verdienen es sich. Dazu bringen die älteren Spieler die Stabilität rein. Und dann sind da noch Spieler in meinem Alter, wie Andrea Cesa oder Sergio Pinto mit ihren Aufgaben. Das passt schon.“

DSC-INSIDE: „Ist die Hierarchie flach in der Kabine oder schweigt alles, wenn Plucinski und Cramer reinkommen?“

Mazza: „Nein, das nicht. Aber wir hören ihnen zu, weil sie einfach erfahren sind und man viel mitnehmen kann von ihnen.“

DSC-INSIDE: „Würdest du dir wünschen, dass die Mannschaft länger zusammenbleibt, um sich einzuspielen?“
Mazza: „Ja, das würde uns helfen. Damals unter Rino Capretti war die Mannschaft über zwei Jahre zusammen und wir haben um die Oberliga gespielt. Wenn wir als Team jetzt noch ein bis zwei Jahre zusammenbleiben, dann sehe ich uns auch oben in der Tabelle dabei.“

DSC-INSIDE: „Wie siehst du das Niveau der Westfalenliga?“

Mazza: „Ich musste mich erst daran gewöhnen, aber das läuft jetzt. Ich glaube, dass es keine Übermannschaft gibt. Jeder kann jeden schlagen, das macht die Liga so spannend. Die Teams von unten spielen meistens eher kompakt, Teams von oben spielen mit.“

DSC-INSIDE: „Warum gab es nach dem Auftaktsieg gegen Theesen erst einen Einbruch?“

Mazza: „Vielleicht lag es an der Unerfahrenheit. Gegen Theesen war das Team sehr jung, da hat es geklappt. Gegen Hiltrup hätten wir dann nicht verlieren müssen. Da fehlte es etwas an Cleverness. Wir haben in jedem Spiel die Chance gehabt, einen Punkt zu holen, außer gegen Rödinghausen. Die fünf Spiele ohne Niederlage kamen zuletzt nicht von ungefähr. Uns wird nun die Niederlage gegen Roland Beckum nicht umwerfen. Da kam viel zusammen, was mich ärgert, weil ich einfach ungerne verliere. Ich möchte in der Tabelle noch etwas klettern, weil ich am Liebsten oben mitspiele, als im Mittelfeld, wo es weder nach oben noch nach unten geht.“

DSC-INSIDE: „Wie läuft deine Woche, wenn ihr ein Spiel verloren habt?“

Mazza: „Ich denke darüber nach, was ich besser hätte machen müssen. Die Trainer helfen uns dabei.“

DSC-INSIDE: „Du hast die Nummer 10. Ist die Nummer noch wichtig?“

Mazza: „Für mich ja. Spieler, wie Maradona oder Messi oder mein Vorbild Alessandro Del Piero haben die Nummer getragen. Ich fühle mich gut in der Nummer. Die Nummer gehört zu mir. Ich brauche sie.“

DSC-INSIDE: „Warum gerade Del Piero?“

Mazza: „Er ist ein Spielertyp, dem ich nacheifere. Er hat die Bälle verteilt und Tore geschossen. Das Tor gegen Deutschland bei der WM 2006 war überragend (lacht).“

DSC-INSIDE: „Oliver Kahn hätte den gehalten.“

Mazza: „Da bin ich mir nicht sicher.“

DSC-INSIDE: „Deine Torausbeute ist ausbaufähig, oder?“

Mazza: „Ja. Ich würde gerne mehr Tore machen. Aber es hat nicht sein sollen bislang. In Theesen habe ich am ersten Spieltag gleich einen Elfmeter verschossen. Das beschäftigt mich dann eine Woche, dann ist es aber auch abgehakt. Nun gut, ein Tor habe ich bislang gemacht und ein paar Spiele habe ich ja noch.“

DSC-INSIDE: „Ihr habt jetzt Herford vor der Brust. Das wird noch einmal eine besondere Herausforderung, oder?“

Mazza: „Ja, sie haben viele erfahrene Spieler. Die letzten Duelle gegen Herford waren immer durch den Kampf geprägt. Wir sind nicht chancenlos und Herford ist keine Übermannschaft. Wir können drei Punkte holen.“

DSC-INSIDE: „Mit Christian Müller spielt jetzt ein Ex-Profi in Herford. Ihr könntet euch über den Weg laufen.“

Mazza: „Kein Problem. Ich nehme jeden Gegner, wie er kommt. Es war mir auch beim Testspiel gegen Bayer Leverkusen egal, ob da ein Lars Bender rumläuft. Ich versuche, mein Spiel zu spielen.“



DSC-INSIDE: „Gesundes Selbstvertrauen.“

Mazza: „Klar, aber warum auch nicht. Im Fußball muss man selbstbewusst und mutig sein. Man darf auch keine Angst davor haben, mal einen Fehler zu machen. Daraus muss man wachsen. Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich selbstbewusst aber eben nicht arrogant sein soll. Ein gesundes Selbstvertrauen ist nicht verkehrt. Das gilt für die gesamte Mannschaft.“

DSC-INSIDE: „Was traust du dem Team noch zu?“

Mazza: „Ich hoffe, dass wir in der Tabelle noch weiter nach oben klettern. Möglich ist es mit dem Team. Wir müssen konstanter werden, dann können wir das schaffen.“

DSC-INSIDE: „Was machst du, wenn es mal nicht um Fußball gehen soll?“

Mazza: „Es geht immer um Fußball. Wenn nicht auf dem Platz, dann halt im Internet, auf der Play Station, im Fernsehen oder in den Gesprächen mit meinen Freunden (lacht). Nein, es gibt auch andere Themen. Aber, es ist die schönste Nebensache der Welt.“

DSC-INSIDE: „Welche Mannschaft hast du auf der Play Station?“

Mazza: „Juventus Turin. Jetzt mit Cristiano Ronaldo geht das ganz gut.“

DSC-INSIDE: „Wohin soll deine Reise im Fußball noch gehen?“

Mazza: „Ich möchte, so hoch wie möglich spielen und schauen, wie weit ich kommen kann. Die Grenzen will ich austesten. Wenn ich es versuche und es nicht schaffe, dann ist es so. Aber versuchen, möchte ich es.“