„Erfolg ist niemals selbstverständlich“

 

Sebastian Walter ist seit sechs Jahren ein Leistungsträger bei uns. Seinen Vertrag hat 22-Jährige aktuell um zwei Jahre verlängert. Wir haben mit ihm über seine Karriere,  Verantwortung und die aktuelle Saison gesprochen. 

DSC-INSIDE: „Sebastian, passt es gerade?“

Sebastian Walter: „Ich habe Mittagspause, alles gut?“

DSC-INSIDE: „Was machst du beruflich?“

Walter: „Ich bin bei der Verbundvolksbank OWL und dort in der Privatkundenberatung tätig. Klassisches Filialgeschäft.“

DSC-INSIDE: „Wie passt das klassische Filialgeschäft mit dem Fußball zusammen?“

Walter: „Das sind zwei völlig andere Schienen. Ich spiele Fußball seit 17 Jahren, angefangen habe ich mit fünf. Es hat immer zu meinem Leben gehört. Egal ob in der Schule, in der Ausbildung oder im Beruf. Dadurch komme ich raus, treffe Freunde. Es haben sich über verschiedene Vereine hinweg Freundschaften entwickelt und ich komme einfach auf andere Gedanken. Es macht Spaß.“

DSC-INSIDE: „Kann man dich in die Kategorie Straßenfußballer einordnen?“

Walter: „Die Zeit ist vorbei. Früher war es so, dass ich in Elsen mit meinem Bruder und meinen Freunden überall gekickt habe. Jetzt geht es von den Anforderungen her nicht mehr. Drei bis viermal in der Woche Training, dazu der Beruf. Im Freibad ist die Kugel aber immer mit dabei (lacht).“

DSC-INSIDE: „Hast du dir damals in jungen Jahren Techniken antrainiert, von denen du heute profitierst?“

Walter: „Nein, da ging es nur um das Kicken. Der Eine stand im Tor, der Andere hat draufgeschossen. Obwohl, ich habe in dieser Saison schon vier Tore gemacht. Das ist ungewöhnlich für mich. Vielleicht kommt es daher (lacht).“

DSC-INSIDE: „Du hast ja noch Luft nach oben mit 22 Jahren.“

Walter: „Klar, aber ich komme eigentlich aus dem defensiven Mittelfeld. Jetzt spiele ich auf der Außenbahn. Das war schon unter Carsten Droll so. Ich habe mich daran gewöhnt. Es wurde nun Zeit, dass ich auch mal ein paar Tore mache. Wenn der Ball gut liegt, warum auch nicht.“

DSC-INSDE: „Defensive Zentrale und Außenbahn. Sind das deine Positionen?“

Walter: „Am Wohlsten fühle ich mich im defensiven Mittelfeld. Das war schon immer so. Aktuell muss ich halt außen spielen, weil viele Stammkräfte auf den wichtigen Positionen ausgefallen sind. Es ist für mich aber kein Problem, dort zu spielen. Ursprünglich habe ich aber lieber das Spielfeld vor mir. Ich möchte die Bälle verteilen. Typ Spielmacher. Die Bälle nach vorne treiben und die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff herstellen. In dieser Position habe ich meine stärksten Spiele gemacht.“

DSC-INSIDE: „Dein früherer Trainer Carsten Droll hat dich schon für die Qualität gelobt, ein Spiel lesen zu können. Woher hast du das?“

Walter: „Ich hatte das Glück, in der Jugend beim SC Paderborn 07 zu spielen. Dorthin bin ich von TuRa Elsen in die U13 gewechselt. Der damalige Trainer war Marco Cirrincione, der jetzt ab Sommer beim SCV Neuenbeken arbeitet. Nach der U16 ging es im Kader von Arminia Bielefeld weiter. Da hatte ich ein Jugendjahr auf höchstem Niveau. In Bielefeld gibt es von der Jugendarbeit her großartige Möglichkeiten. Da haben wir fünf oder sechs Mal in der Woche auf dem Platz gestanden. Es gab ein großes Rundumpaket mit vielen verschiedenen Trainern. Die fußballerische Ausbildung war umfassend. Ich habe damals schon gerne auf der Sechs gespielt. Das hat sich über die Jahre weiterentwickelt. Diese Erfahrungen haben mir enorm weitergeholfen. Dadurch bin ich anderen Spielern, die diese Ausbildung halt nicht hatten, schon etwas voraus in Sachen Spielverständnis. Das ist ja auch normal.“

DSC-INSIDE: „Warum hast du dich dann dagegen entschieden, den Fußball professionell anzugehen?“

Walter: „Der Aufwand war sehr hoch. Ich bin mit Bielefeld quer durch Deutschland gefahren, wenn wir Auswärtsspiele hatten. Das war die Zeit, als ich in der Oberstufe im Gymnasium Schloß Neuhaus war. Der schulische Aufwand war hoch. Ich hatte noch keinen Führerschein. Dazu kam leider eine recht schwere Außenbandverletzung am Sprunggelenk mit einem Anbruch des Wadenbeinköpfchens. Das habe ich mir kurz vor dem Saisonende gegen Duisburg zugezogen und mich damals nicht gut davon erholt. Also habe ich mich nach einem Jahr entschieden, zur DJK Mastbruch in die A-Jugend zu wechseln. Dort haben damals einige Freunde von mir gespielt. Ich konnte im privaten ein paar Dinge nachholen und Freundschaften pflegen, die ich in den Jahren davor vernachlässigt habe. Das war wichtig für mich.“

DSC-INSIDE: „Als du bei uns in die Senioren kamst, warst du Teil einer starken Nachwuchsgeneration mit Maximilian Meyer, Patrick Kurzen, Marius Ferber, Mario Freise. Was hat euch damals ausgemacht?“

Walter: „Ich bin als Altjahrgang aus der Mastbrucher A-Jugend zum DSC gekommen. Damals hatte ich gute Gespräche mit Carsten Droll und Frank Sundermeier. Mir wurde die Möglichkeit geboten, im Westfalenligakader mitzuwirken. Als A-Jugend-Spieler. Nach dem Jahr in Mastbruch, das mit Kreismeistertitel und einer guten Rolle in der Bezirksliga erfolgreich war, wollte ich es dann doch noch einmal auf einem höheren Niveau probieren. Daryoush Hosseini, der jetzt wieder als Torwart bei uns ist, gehörte damals beim DSC auch dazu. Wir hatten eine sehr gute Truppe zusammen, die auch charakterlich zusammenpasste. Das haben wir mitgenommen und das war auch eine unserer Stärken in den letzten zwei Jahren, als wir oben mitgespielt haben. Das Team passte und wir hatten die individuelle Stärke. Ich konnte damals in der Rückserie als A-Jugendlicher fast schon durchgängig in der ersten Mannschaft spielen. Die Entwicklung war super.“

DSC-INSIDE: „Dein Weg ging in den Jahren eigentlich immer aufwärts. Ist eine Saison, wie die aktuelle auch mal wichtig für die persönliche Entwicklung?“

Walter: „Das gehört zum Fußball dazu. Die Saison bei Carsten Droll war auch nicht leicht. Die Punkteausbeute passte nicht. Mit Guerino Capretti und Peter Berhost drehte es sich dann langsam. Es gab anfangs viele Unentschieden, weil es gedauert hat, bis Rino sein Team formen konnte. Die letzten beiden Jahre waren sportlich natürlich hervorragend. In der Liga lief es super, dazu kommt das Westfalenpokalhalbfinale in Wattenscheid. Es geht aber halt auch mal abwärts. Die Entwicklung in der aktuellen Saison liegt auch an den Verletzungen der erfahrenen Spieler. Lukas Cramer, Marvin Frenz, Patryk Plucinski fehlen schon sehr lange. Sie werden wohl auch nicht mehr zurückkommen in dieser Saison. Das sind die Leistungsträger der letzten zwei Jahre, die auch mal Spiele entscheiden konnten. Trotzdem machen wir es als Mannschaft derzeit super und sind eng zusammen. Wir haben zwar diese Unentschiedenserie hingelegt, aber dabei auch Pech gehabt. Wenn ich an Münster II oder Gievenbeck oder Rödinghausen II denke, bekommen wir dort immer in der Schlussphase den Ausgleich. In den letzten zwei Jahren haben wir diese Spiele gewonnen, jetzt gerade nicht. So ist das mal im Sport. Der Erfolg ist nie selbstverständlich.“

DSC-INSIDE: „Ihr macht den letzten Schritt nicht.“

Walter: „Ja, aber das war auch schon in den letzten beiden Jahren so. Wir hatten das Entscheidungsspiel gegen Kaan-Marienborn um den Oberligaaufstieg, welches wir dann 1:4 verloren haben. Dann der letztjährige Saisonendspurt in Haltern, bei dem wir vorher zuhause gegen Clarholz verlieren und dann leider auch 0:2 in Haltern. Es muss immer viel zusammenkommen, damit es final alles passt. Das ist im Sport ebenso normal. Jetzt haben wir in manchen Bereichen auch Pech oder kommen nicht ans Limit. Andere Teams haben nachgelegt, das Niveau der Liga ist besser geworden.“

DSC-INSIDE: „Was erwartest du noch von der Saison?“

Walter: „Wir stehen im Kreispokalfinale und wollen den Pokal holen. Jeder, der im Westfalenpokal in Wattenscheid dabei war, weiß, wie viel Spaß es in dem Wettbewerb macht. Das ist das Minimalziel. Wir wollen weiter punkten und den Abstand nach unten vergrößern. Die noch folgenden Spiele sind alle offen.“

DSC-INSIDE: „Du hast für die neue Saison zugesagt. Was sind deine Planungen mit Blick auf die kommende Spielzeit?“

Walter: „Ich habe mit Frank Sundermeier und dem neuen Trainer Detlev Dammeier gesprochen. Es reizt mich, unter einem ehemaligen Profi zu spielen. Seine Vorstellungen liegen mir. Ich bin nächste Saison seit sechs Jahren im Verein und gehöre im aktuellen Team zu den erfahreneren Spielern. Daher möchte ich mehr Verantwortung übernehmen. Der Sache stelle ich mich gerne. Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Platz für die Mannschaft Verantwortung zu übernehmen. Was es dann sein wird, ergibt sich im Rahmen der Sommervorbereitung. Ich kenne es ja auch aus der Vergangenheit, als ich von der U13 bis zur U16 das Kapitänsamt beim SC Paderborn 07 innehatte. Ungewohnt ist die Verantwortung für mich nicht.“