„Ich würde den sofort wieder wegmachen.“

Wenn einer weiß, wie man aufsteigt, dann ist es der Lange. Unser Physiotherapeut Dominik Hansjürgen schraubte seine 2,02 Meter vor 13 Jahren hoch und köpfte uns mit seinem Tor gegen den SC Paderborn 07 II in die Oberliga. Aktuell steht der 35-Jährige immer noch auf dem Spielberichtsbogen. 

 

DSC-INSIDE: „Dominik, wie steigt man auf?“

Dominik Hansjürgen: „In dem man im letzten Spiel in der 91. Minute, das entscheidende Kopfballtor macht.“ (lacht).

INSIDE: „Das ist der Tipp, den du aktuell an das Team weitergibst?“

Hansjürgen: „Wir sind ja noch nicht beim letzten Spieltag. Ich hoffe, dass wir es dann immer noch in der eigenen Hand haben. Zu dem Zeitpunkt wäre es ein guter Tipp. (lacht). Ganz ehrlich, drei Mal gewinnen und wir steigen auf. Das Potenzial dazu hat diese Mannschaft.“

INSIDE: „Welchem Spieler traust du das Kopfballtor denn zu?“

Hansjürgen: „Zutrauen würde ich es allen. Ich wünsche es auch allen. Lukas Cramer ist natürlich prädestiniert dafür, weil er schon viele wichtige und entscheidende Tore geschossen hat. Das ist sicher ein Kandidat. Aber wenn Rino Capretti am Ende das Tor macht, wäre es natürlich ein überragender Abschluss.“

INSIDE: „Du hast die Erfolge des DSC hautnah als Spieler erlebt und bis jetzt als Physiotherapeut nah dran. Worüber redet ihr untereinander?“

Hansjürgen: „Der Aufstieg ist natürlich ein Thema und wenn wir mal ein Bierchen trinken, dann kommt es schon mal hoch und ich werde gefragt, wie das damals war. Stadtlohn hat 0:0 gespielt, wir brauchten einen Sieg und dann kam der Kopfball in der 91. Minute. Ausgerechnet gegen den SCPII, von dem mich damals Roger Schmidt nach Delbrück gelotst hatte. Christoph Müller, der in Paderborn heute die U21 trainiert, war in der Szene mein Gegenspieler. Ich sage immer, wenn der Aufstieg möglich ist, dann müssen wir ihn festmachen. Das Beste ist doch am letzten Spieltag in Haltern aufzusteigen und dann eine große Sause zu machen. Dafür sollte jeder noch einmal alles investieren, aber das macht die Mannschaft schon seit Monaten. Grundsätzlich kann ich aber viel erzählen. In den 90 Minuten denkt keiner daran, was der Lange ihnen erzählt. Die Jungs hauen alles raus, bringen alles ein und ziehen 110 Prozent durch. Das macht den Erfolg aus.“

INSIDE: „Was sind die Faktoren, die eine Aufstiegsmannschaft braucht?“  

Hansjürgen: „Ich finde, und das hat sich in Delbrück seit Jahren bewährt, dass als Mannschaft viel geht. Es gibt sicher Teams, die technisch noch versierter sind, aber hier wird bis zum Ende gemeinsam Vollgas gegeben. Jeder läuft für jeden. In der Truppe stimmt es. Es gibt keinen der ausreißt oder stänkert. Die Bank feiert mit. Ich bin bei einem Tor für uns der Erste auf dem Platz. Dazu kommt, dass alle topfit sind.“

INSIDE: „Auch die Entwicklungen um Rino und Maniyel hat das Team weggesteckt.“

Hansjürgen: „Ja, aber das liegt auch an den Trainern. Ich kenne Rino schon seit 13 Jahren. Wir haben zusammen auf dem Platz gestanden. Er ist ein absolutes Vorbild. Selbst wenn er 35 Jahre alt ist, gibt er immer 110 Prozent. Daran können sich die jungen Leute hochziehen. Ich habe ihn dann oft genug auf der Massagebank liegen und muss ihn wieder hinbiegen (lacht). Wenn er aber wieder auf dem Platz steht, dann denkst du, dass er alles locker wegsteckt. Er spielt immer, spielt immer durch und das auch erfolgreich. Er nimmt jeden Zweikampf an und ist auch mal lautstark. Aber er kann nach 90 Minuten schnell runterschalten. Die Balance ist wichtig.“

INSIDE: „Warum hast du früher aufgehört als er?“

Hansjürgen: „Viermal die Woche Training, dann noch die Spiele am Wochenende und in der Vorbereitung sechs Mal in der Woche Training. Das wollte ich so nicht mehr. Beruflich wurde es mehr, so dass ich nicht mehr regelmäßig hätte trainieren können. Von den Knochen her, würde es gehen. Aber ich bin gerne ins zweite Glied gerückt und habe den Part als Physiotherapeut übernommen. Trotzdem trainiere ich immer mal wieder mit. Das haben mir bislang alle Trainer ermöglicht. Ich stehe ja auch regelmäßig als Option auf dem Spielberichtsbogen.“

INSIDE: „Dann mach doch in der 91. Minute das entscheidende Kopfballtor in Haltern.“

Hansjürgen: „Ich würde es machen. Absolut. Ich würde es machen. Ich glaube zwar nicht, dass ich spielen werde. Aber wenn, dann wäre ich bereit, das Trikot anzuziehen und die Birne hinzuhalten. (lacht). Das wäre doch eine Geschichte. Wahnsinn, 13 Jahre später.“

INSIDE: „Hast du schon mal daran gedacht, selbst Trainer zu werden?“

Hansjürgen: „Ich wäre nicht abgeneigt, aber es ist nicht in Planung. Ich habe keine Trainerscheine gemacht bislang. Aber ich habe schon Trainertypen erlebt. Markus Gellhaus in Paderborn, Roger Schmidt in Delbrück. Jetzt Rino und Maniyel. Mal schauen. Vorstellen kann ich es mir.“

INSIDE: „Wie stark ist dein Einfluss auf den Zeitpunkt, wann verletzte Spieler wieder auflaufen?“

Hansjürgen: „Die Kommunikation zwischen dem Trainerteam und mir ist offen. Den Einen muss man mal in den Hintern treten, den Anderen bremsen. Das sind klare Absprachen. Derzeit haben wir natürlich wenige Optionen. Da müssen ein paar Spieler auch mal beißen. Selbst wenn sie nicht bei 100 Prozent sind.“

INSIDE: „Gerade der heutigen Spielergeneration spricht man die Härte oft ab.“

Hansjürgen: „Zu Unrecht, denke ich. Gerade die jungen Leute sagen sehr schnell, geht schon, passiert schon nichts. Ich habe selbst Verletzungen gehabt und weiß durch meinen Beruf, wie lange Verletzungen brauchen. Nach einem Muskelfaserriss schon nach einer Woche wieder auf den Platz zu gehen, ist nicht gut. Gerade als junger Spieler muss man da sicher noch Erfahrungen machen. Die Jungs sind natürlich Woche pro Woche durch die Bundesliga geprägt. Die Spiele werden rasend schnell wieder fit gemacht. Wobei es zwischen Müller-Wohlfahrt und mir jetzt auch nicht die großen Unterschiede gibt (lacht).“

INSIDE: „Wie siehst du die Entwicklung des Vereins?“

Hansjürgen: „Positiv, aber das geht natürlich mit dem Erfolg einher. Wenn du oben dabei bist, dann haben alle unglaublich viel Spaß. Wir merken derzeit auch, dass sich gerade viel auf den DSC fokussiert, weil die Entscheidungen in anderen Ligen schon gefallen sind. Ich werde viel gefragt, ob wir das jetzt schaffen mit dem Oberligaaufstieg. Am vergangenen Wochenende waren 600 Zuschauer auf dem Laumeskamp. Das ist super. So viele hatten wir schon lange nicht mehr. Als ich in der Oberliga gespielt habe, hatten wir einen Zuschauerschnitt von 850. Da waren Derbys gegen Verl, Gütersloh und Lippstadt mit über 1.000 Zuschauern dabei. Das sind tolle Erlebnisse und die Oberliga ist sicher noch einmal ein Begriff in der Region. Der Aufstieg wäre eine gute Sache für den DSC.“

INSIDE: „Das sportliche Niveau ist noch einmal eine Nummer höher.“  

Hansjürgen: „Ja, aber wir haben in den Testspielen schon gezeigt, dass wir mithalten können. Und im Westfalenpokal haben wir in den letzten Jahren den einen oder anderen höherklassigen Verein rausgeschossen.“

INSIDE: „Ihr konntet damals immer schon ganz gut feiern. Übernimmst du die Planungen, wenn es mit dem Aufstieg klappt?“

Hansjürgen: „Ich würde die Planungen in die Hand nehmen und habe auch schon Urlaub eingereicht (lacht). Die Jungs sollen sich erst einmal auf den Fußball konzentrieren. Die restlichen Spiele werden nicht einfach. Das spontane Feiern ist immer das Beste. Damals haben wir auch in den Tagen danach einfach geguckt, wo wir noch hinfahren können. Aber, erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“