"Ein Trainer muss von Beginn an ein Vorbild sein!"



Sören Kröger ist 19 Jahre alt. So weit nicht ungewöhnlich. Das waren wir alle mal oder werden es noch. Was aber in dem Alter sicher noch nicht jeder hat, ist die DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Dabei ist unser U15-Coach noch lange nicht am Ende seines Schaffens angelangt. Ein interessantes Interview mit reifen Ansichten und klaren Zielen.

DSC-INSIDE: „Sören, mit 19 Jahren träumen andere noch davon, Profi zu werden. Du bist mit Leib und Seele Trainer, warum?“

Sören Kröger: „Ich liebe den Fußball. Das ist meine Leidenschaft. Ich bin ja noch in der U23 aktiv, habe aber auch gesehen, dass ich nicht das Riesentalent bin und im Fußball erfolgreicher sein kann, wenn ich als Trainer Einfluss nehme. Ich habe das Konzept in der Hand und kann lenken. Dazu arbeite ich sehr gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen und studiere deshalb nun auch Geschichte und Englisch auf Lehramt an der Universität Paderborn. Das passt alles zu mir.“

INSIDE: „Was steckt hinter der DFB-Elite-Jugend-Lizenz?“

Kröger: „Das ist eine Art Fortsetzungslizenz der B-Lizenz. Bei der Elite-Lizenz geht es für Jugendtrainer um eine Vertiefung von taktischen Dingen im Gesamtkonstrukt einer Mannschaft. Die B-Lizenz dreht sich um das taktische Detail. Dort haben wir über fünf Zentimeter geredet, die ein Spieler falsch zum Ball stand, oder über eine um fünf Grad falsche Körperhaltung, die dazu führte, dass ein Ball nicht mehr erreichbar ist. Es ist ein Wahnsinn, was bei den Lizenzschulungen an Wissen vermittelt wird und mit wie vielen kompetenten Trainerkollegen ich schon in Kontakt stehe. Ich bin gerne dort und teile auch viele Dinge und Ansichten.“

INSIDE: „Welche?“

Kröger: „Das wir die alten Muster aufbrechen müssen. Es ist überholt, Kinder zum Konditionsbolzen für drei Runden in den Wald zu schicken. Viel effizienter ist es, wenn sie 30 Minuten lang Acht gegen Acht spielen. Dann sind alle in Bewegung, müssen viel laufen und haben einen Ball am Fuß.“

INSIDE: „An Lizenzen bleibt jetzt nicht mehr viel.“

Kröger: „Es gibt noch die A-Lizenz und den Fußballlehrer. Man kann sich nicht sofort bewerben, weil der Verband nicht möchte, dass man eine Lizenz nach der anderen erwirbt. Es muss etwas Zeitraum dazwischen liegen, um das Gelernte auch erst einmal anwenden und mit der eigenen Mannschaft ausprobieren zu können. Das ist absolut richtig so, denn nur auf die Lizenzen zu schauen und diese schnell zu sammeln, ist der falsche Weg.“

INSIDE: „Aber die A-Lizenz machst du noch?“

Kröger: „Ich habe mich für den Kurs beworben. Er fängt im November 2017 an.“ 

INSIDE: „Du hast damals mit 15 Jahren die E4-Jugend übernommen. Was waren die Herausforderungen?“

Kröger: „Du musst als Coach von Beginn an ein Vorbild sein. Gerade für die Spieler in der E-Jugend bist du als Trainer der absolute Bezugspunkt. Dem musste und wollte ich auch mit 15 schon gerecht werden. Das Scouten von Talenten, Gespräche mit Spielern und Eltern gehörten ebenfalls dazu. Und man darf sich nichts vormachen, wenn man Trainer mit Leidenschaft ist, dann ist das ein Full-Time-Job. Vorbereitungen, Training, Spiele, Nachbereitungen, Telefonate. Ich bin für jeden Spieler aus meinem Team Ansprechpartner für alles. Sonntags überlege ich, was in den Trainingseinheiten am Montag, Dienstag und Donnerstag passiert, wie wir den Gegner am nächsten Samstag bespielen müssen und mit welchem Spieler ich mal wieder reden muss. Den Aufwand hinter dem Trainerdasein kann man in Werten oder Zeiten nicht aufrechnen. Das macht man auch nicht, denn wenn man diese Rolle als das annimmt, was sie ist, hat man richtig viel Spaß und bekommt viel zurück.“  

INSIDE: „Fällt es in deinem Alter nicht schwer, Kindern zu sagen, dass sie noch nicht gut genug für die erste Elf sind?“

Kröger: „Das ist der schlimmste Part als Trainer. Sich offen und klar vor das Kind oder den Jugendlichen zu stellen und die Enttäuschung mitzubekommen, ist einfach nur hart. Die Kinder und Jugendlichen wissen zumeist selbst ganz gut, wo sie im Kader stehen, trotzdem bricht man ihnen in dem Moment ein bisschen das Sportlerherz. Das tut weh. Andererseits merken sie es ganz genau, wenn man nicht mit offenen Karten spielt und sie stattdessen mit einem Einsatz im Pokalwettbewerb trösten möchte. Das funktioniert nicht. Man muss ehrlich sein. Ich kommuniziere klar, aber immer mit jeder Menge Respekt vor der Person, die in dem Moment vor mir steht. Da sind Alter, Leistungsstand, sozialer Background und andere Faktoren egal. Es geht darum, die Kinder und Jugendlichen ernst zu nehmen.“

INSIDE: „Welche Ziele hast du für dich gesetzt?“

Kröger: „Ich glaube, dass langfristige Ziele als Orientierungshilfe wichtig sind. Aber ich schaue trotzdem von Spieltag zu Spieltag. Fußball ist ein Ergebnissport. So oder so, werde ich meiner Art treu bleiben. Ich will mich entwickeln und lasse alles auf mich zukommen. Wer viel arbeitet, wird irgendwann ernten. Das geht Step by Step.“