Die Vorgaben verändern sich stündlich

Der Fußball ist in Zeiten der Coronakrise zur Nebensache geworden. Auch für Melanie Wecker (Foto rechts) und Miriam Krämer aus der Bezirksliga-Damenmannschaft des Delbrücker SC. Zeit hätten sie dafür derzeit ohnehin nicht mehr, denn beide arbeiten in der Gesundheits- und Krankenpflege und somit in systemrelevanten Berufen.

„Ich merke deutlich, wie froh die hilfsbedürftigen Menschen sind, dass sie weiterhin betreut und gepflegt werden. Momentan sind wir oftmals die einzigen Menschen, auf die sie im Alltag treffen, da sie zur Risikogruppe zählen“, beschreibt Melanie Wecker. Die 24-Jährige ist im vierten Semester des berufsbegleitenden Studiengangs Sozial- und Gesundheitsmanagement, den sie an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld absolviert. Neben dem Studium arbeitet sie halbtags als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der ambulanten Pflege der Sozialstadion der Caritas in Delbrück. Im gleichen Berufsfeld ist auch Miriam Krämer seit 2017 im Paderborner St. Vincenz Krankenhaus beschäftigt. Vor einem halben Jahr wechselte die 25-Jährige dort nach dem Abschluss ihres dualen Studiums aus der direkten Patientenversorgung in die Patientenkoordination. „Es ist eine unglaublich hohe Flexibilität gefordert. Die Vorgaben ändert sich teilweise stündlich. Der momentane Arbeitsalltag hat wenig mit der Normalität zu tun, die ich bislang kannte. Die verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen sind mehr denn je gezwungen, zusammenzuarbeiten“, beschreibt Krämer. Auch für Melanie Wecker sind die Auswirkungen der Coronakrise spürbar: „Die Veränderungen sind vielfältig. Die hygienischen Maßnahmen wurden deutlich verschärft, auch wenn Hygienemittel Mangelware sind. Das permanente Tragen des Mundschutzes, von Handschuhen und das regelmäßige Desinfizieren ist zur Pflicht geworden. Zudem ist die Angst hinsichtlich einer Ansteckung überall spürbar“, meint Wecker. Einerseits ist da die Sorge, dass sich Mitarbeiter anstecken und somit in Quarantäne müssten, was die Personaldecke belasten würde, andererseits müssen die Patienten vor Infektionen geschützt werden. „Ich habe es auch schon erlebt, dass Patienten nicht ins Krankenhaus wollten, weil sie Angst vor einer Infizierung hatten, obwohl es nötig gewesen wäre. Das ist der falsche Weg, denn es ist wichtig, die Ruhe zu bewahren“, betont Wecker. Beide erleben es derzeit als positiv, dass die Wertschätzung des Berufs, in dem sie arbeiten, steigt. „Wir erhalten viel Respekt und Lob. Das ist schon ungewohnt“, gibt Wecker zu. Krämer hofft auf einen nachhaltigen Effekt der Wertschätzung: „Viele Menschen sind überrascht, dass dieser Beruf positive Aspekte hat. Es ist momentan in den Medien kein großes Thema, aber wir erleben gerade auch viele schöne Momente. Mitleid können wir und die Patienten nicht gebrauchen. Ich hoffe, dass die Anerkennung für diesen Beruf anhält und sich die Bedingungen endlich verbessern.“ Trotz der schon seit Jahren bekannten Personalprobleme sehen sowohl Wecker als auch Krämer ihre Arbeitgeber gut auf die Krise vorbereitet. Das Coronavirus sei frühzeitig sehr ernstgenommen worden und Vorsorgemaßnahmen entsprechend rasch angelaufen. Wie lange der Ausnahmezustand in ihrem Berufsfeld noch anhält und sie somit noch auf ihr Hobby Fußball beim Delbrücker SC verzichten müssen, können auch Melanie Wecker und Miriam Krämer nicht abschätzen. „Die Unsicherheit ist da. Der Fußball fehlt mir als Ausgleich. Nach der Arbeit zum Training und Energie loswerden, das war immer gut. Andererseits bleibt jetzt auch Zeit, um Dinge zu erledigen, die bislang immer liegen geblieben sind“, so Krämer. Auch Wecker fehlt der Kontakt zum Team: „Die Gespräche fehlen und irgendwie ist das Virus immer im Hinterkopf. Ganz raus, bekomme ich es ohne den Fußball als Ablenkung nicht.“