Mit Styropor, Mikadostäbchen und Din-A4-Papier

Gerd Brautmeier war 16 Jahre erster Vorsitzender des DSC und hat im Verein und im Stadion am Laumeskamp sehr viel bewegt. Nahezu jeder Stein ging schon durch seine Hände.

Er gehört zum fast schon legendären „Bautrupp“ des DSC. In verschiedenen Funktionen, als Organisator, Werkzeugwart, Handlanger und angelernter Facharbeiter. Nahezu jeden Stein im Stadion Laumeskamp hat Gerd Brautmeier schon einmal in der Hand gehabt. Ein Lebenswerk, das bleiben wird. Der 1941 geborene Brautmeier ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Wegbegleiter loben stets seine ruhige Art. Wenn auf der Tribüne oder am Spielfeldrand Zuschauer lauthals meckern und den Schiedsrichter oder Spieler beschimpfen, dann ist es mit seiner Ruhe allerdings vorbei. „Das kann ich nicht leiden, es macht mich innerlich wütend. Man muss immer den Respekt behalten. Das gilt für Trainer und Spieler untereinander und auch gegenüber dem Gegner. Niemand von uns ist Trainer oder Schiedsrichter und muss gerade auf dem Platz Entscheidungen treffen. Aber alle wissen es immer besser. Wenn Platz ist, gehe ich auf Abstand, mich zieht es auch nicht auf volle Tribünen im Stadion.“ Diese Einstellung hatte Brautmeier schon zu seiner aktiven Zeit.

Brautmeier zog von Beginn an die Fäden im Mittelfeld

1961 lief er erstmalig für die erste Mannschaft auf und zog die Fäden im Mittelfeld. Auffällig waren aber eher seiner Brüder. Walter spielte als Mannschaftskapitän linker Verteidiger. Hubert schoss als Linksaußen die Tore. „Ich werde heutzutage in weitem Umkreis immer noch von manchen auswärtigen Fußballkollegen mit Hubert angesprochen. Tore bleiben halt eher im Gedächtnis“, schmunzelt Brautmeier. Ist so. An den Torschützen erinnert sich jedes Kind, an den Strippenzieher im Mittelfeld nur noch die Fußballfachleute. Für Brautmeier ist das in Ordnung. „Man hat mir gelegentlich gesagt, dass ich eher wie Beckenbauer etwas pomadig und wenig aggressiv spiele. Angeblich hätte ich auch höher-klassig spielen können. Für mich war es damals schon in Ordnung so. Ich hatte im Rahmen des Studiums in Kaiserau die B-Lizenz erworben und wurde von einigen Vereinen als Trainer nachgefragt, bin aber ausschließlich immer DSCer geblieben.“ Brautmeier blieb auch viele Jahre als Stammspieler in der „Blauen“-Alte-Herren-Mannschaft aktiv.  Gesehen hat er durch den Fußball so oder so jede Menge. Er spielte als Schüler in der Kreisauswahl, in der Mannschaft seines Gymnasiums und der PH in Paderborn sowie mit Gastmannschaften in England und in den USA.  Aber er kam immer wieder nach Delbrück zurück. Im Verein wussten die Verantwortlichen nur zu gut, dass sie mit Gerd Brautmeier einen in ihren Reihen hatten, der nicht nur spielen, sondern auch anpacken und Verantwortung übernehmen konnte.

1989 übernahm Gerd den Vorsitz beim DSC

Seit 1964 Lehrer und seit 1983 Schulleiter, ließ er sich 1989 in der Generalversammlung zum DSC-Vorsitzenden wählen, mit einer Stimmenthaltung, natürlich seiner eigenen. 16 Jahre blieb er im Amt, bis er 2004 abgelöst und zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. „Ich hatte nie Streit oder Probleme, sondern wohl eine natürliche Autorität und Immunität. Die Harmonie war mir wichtig“, sagt Brautmeier heute. Die Vertragsgespräche mit Trainern und Spielern überließ er gern anderen Leuten und war immer nur bei der finalen Runde dabei. Sobald es aber um strukturelle Dinge und um Baumaßnahmen ging, war Gerd Brautmeier stets einer der Ersten. Das ging schon in aktiven Zeiten los, als der Delbrücker SC in die Landesliga aufstieg und das Sportheim, mit anfangs nur zwei Umkleideräumen, zu klein wurde für immer mehr Mannschaften in allen Abteilungen. „Wir haben durch An- und Umbau vier Kabinen draus gemacht. Dazu kamen die Sanitäranlagen und der Raum, in dem heute das Café beheimatet ist.“ Später wurde die mit großer Zeltplane überdachte Terrasse errichtet, in kompletter Eigenleistung. Brautmeier erinnert sich: „Ich habe dafür mit Styropor, Mikadostäben und zwei Din-A4 Blättern ein Minimodell gebastelt. Erstaunlich lange hat die Konstruktion ihren Zweck erfüllt. Über Sponsoren für ein Nachfolge-Modell würden wir uns sehr freuen.“ Als die Mannschaft schließlich 2001 den Sprung in die Landesliga schaffte, war dem Vorstand und dem Bautrupp klar, dass sich auch an der Infrastruktur des Stadions etwas tun musste.

Das Stadion am Laumeskamp nimmt seine heutige Form an

So begann der Bau der Tribüne. „Da haben wir mit Kraft und Ausdauer sehr viel selbst gemacht. Unsere Tribüne wurde in ihrer Art zu einem Prototypen und später beim SC Wiedenbrück nachgebaut. Bei den ganzen Baumaßnahmen konnten wir uns in der Bautruppe immer aufeinander und nach Bedarf auf viele Helfer verlassen“, erzählt Brautmeier. Die Haupttribüne ist 45 Meter lang und fasst rund 400 Personen. Insgesamt flossen ca. 600 Stunden an Eigenleistung in den Bau. In den folgenden Jahren, als die Mannschaft unter Trainer Roger Schmidt in die Oberliga aufstieg und auch den Sprung in die NRW-Liga schaffte, wurde das Stadion am Laumeskamp mit der Gegentribüne und der Stehtribüne hinter dem rechten Tor in seinen heutigen Zustand komplettiert. Nur dadurch kann der DSC Highlights, wie im Sommer die Testspiele gegen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen oder den Drittligisten SC Paderborn 07 stemmen. Auch die Austragung des DFB-Pokalspiels in der ersten Hauptrunde gegen den damaligen Zweiligisten SC Freiburg in der Saison 2005/2006 war im Stadion am Laumeskamp möglich. Zur Zeit des DFB-Pokalspiels war Brautmeier schon nicht mehr im Amt. Burghard Plümer hatte 2004 die Nachfolge übernommen. Für den Bau des neuen Sportheims, zwischen Tribüne und Altbau, fand er mit Burckhard Kramer aus Wiedenbrück einen potenten Sponsor. „Ich war nach 16 Jahren amtsmüde. Andere mit neuen Ideen standen in den Startlöchern. Das war richtig so“, sagt Brautmeier heute.

Die Oberliga nur auf gesunden Füßen anstreben

Ebenso richtig findet er es, dass der DSC nun wieder an die Tür zur Oberliga klopft. „Als Sportverein darf man seine Ziele und den Willen zum Erfolg nicht verlieren. Wichtig ist dabei nur, dass wir uns als Verein nicht übernehmen. Wenn die Oberliga mit unseren Möglichkeiten zu stemmen ist, dann müssen wir es versuchen. So oder so sind wir ein sehr interessanter Verein für viele Spieler und Trainer. Froh und zufrieden bin auch mit dem Zugewinn des Trainingsgeländes an der Danziger Straße, das ich in Absprache mit der Stadtverwaltung suchen und finden konnte. Mit den Eigentümern der Fläche schloss die Stadt Pachtverträge, der Bautrupp hob Zuleitungsgräben aus und errichtete die Ballfangzäune. Der Bauhof präparierte die Trainingsflächen sorgt für die regelmäßige Pflege und Instandhaltung.“ Altersweise Ratschläge verteilt Brautmeier ansonsten aber keine. „Der Vorstand ist jung und hat viele gute Ideen. Er hat einen echten Bezug zu Delbrück und setzt auch in der Nachwuchsförderung fort, was wir als Verein immer schon gelebt haben. Die brauchen meine Ratschläge nicht,“ grinst Brautmeier.

Sein Sohn Jan baut weiter fleißig am DSC

Wenn, dann berät er höchstens seinen Sohn Jan, der als Bau-Fachmann beim DSC – und irgendwie ist das logisch - ebenfalls für die anstehenden Baumaßnahmen auf und um den Laumeskamp herum zuständig ist. „Es ist doch eine nette Geschichte, dass mein Sohn jetzt genau das Gleiche macht, wie ich damals“, sagt Vater Gerd und lehnt sich zurück. In aller Ruhe und Gelassenheit.